Eine Anleitung zur Installation und Nutzung unter Debian-basierten Linux-Distributionen (32- und 64-Bit)
Lightscribe ist eine von HP und Lite-On im Jahr 2006 entwickelte Technik zum Beschriften einer CD oder einer DVD mit Hilfe eines CD/DVD-Brenners. Für eine solche Beschriftung sind spezielle Rohlinge und LightScribe-fähige Brenner nötig.
Seit ca. 2013 wurde LightScribe obsolet, obwohl das System auch nach heutigem Stand durchaus eine brauchbare Methode zur Beschriftung von optischen Datenträgern darstellt. Bereits im Laufe des Jahres 2011 stellte HP den Einbau von LightScribe-fähigen optischen Laufwerken in HP-Notebooks und -Desktops ein. Auch andere Hersteller haben die Produktion von LightScribe-fähigen Laufwerken mittlerweile beendet. Die offizielle LightScribe-Website war noch bis 2013 erreichbar, ist aber zwischenzeitlich von HP entfernt worden, sodass LightScribe-Treiber und -Programme nur noch über inoffizielle Quellen bezogen werden können.
In der Folge wurden LightScribe-fähige Medien schnell ziemlich teuer und sind heute gefragte Verbrauchsmaterialien für Liebhaber und Nerds. Ich bin so Einer.
Wie arbeite ich mit diesem Tutorial?
Am besten liest du dir das komplette Tutorial einmal von vorne nach hinten durch und machst dir Stichpunkte – viele Aspekte zur Nutzung von LightScribe werden bereits im Abschnitt zur Installation auf 32-Bit Systemen angesprochen.
Benötigte Software
Um LightScribe unter Linux verwenden zu können, benötigst du die folgenden Packages:
- lightscribe-1.18.27.10-linux-2.6-intel.deb (Treiber und System-Software)
- lightscribeApplications-1.18.15.1-linux-2.6-intel.deb (Anwender-Software, SimpleLabeler)
- 4l_1.0-1_i386.deb (TemplateLabeler der Firma LaCie, vermag Bilder auf die CD-Oberfläche zu brennen)
- optional: lightscribePublicSDK-1.18.6.1-linux-2.6-intel.rpm (Das SDK zum Programmieren eigener LightScribe-Anwendungen)
Als registrierter Benutzer meines Blogs kannst du die benötigten Packages hier als Sammelarchiv herunterladen:
Hardware und OS
Für dieses Tutorial habe ich LightScribe auf den folgenden Systemen mit Debian Linux 12 „Bookworm“ installiert und getestet:
- Netbook MSI U100 WIND Ver. 001 (32-Bit, Intel ATOM N270 DualCore @1.599 GHz, 2 GB SDRAM)
- ACER Aspire XC Workstation, Dual-Boot Linux/Windows 10 (64-Bit, Intel Core I7-4790 OctaCore @3.60 GHz, 16 GB SDRAM)
- gleiche Maschine, Windows Subsystem für Linux (WSL2)
- Brenner: Externes HP LightScribe DVD-Drive, USB 2.0/USB 3.0
Vorbereitungen
Öffne eine Shell und aktualisiere zuerst dein Betriebssystem:
sudo apt update && sudo apt upgrade -y
Transferiere danach die benötigten Packages auf dein Zielsystem. Öffne eine Shell in dem Verzeichnis, in welchem du die Packages abgelegt hast. Wenn du das hier im Blog bereitgestellte Sammelarchiv verwendest, dann teste es zunächst auf eventuelle Fehler:
unzip -t lightScribeLinux.zip
Entpacke anschließend das Archiv:
unzip -o lightScribeLinux.zip
Im Anschluss findest du ein neues Verzeichnis lightScribeLinux. Wechsle in dieses Verzeichnis und lasse es dir anschließend anzeigen:
cd lightScribeLinux
ls -l
Du findest die folgenden Ordner und Dateien:
Bei den beiden Ordnern Artwork und Templates handelt es sich um zusätzliche Bilder und Templates für den LightScribe Labeler. Wir werden sie später an einen adäquaten Platz im Dateisystem verschieben. Die Datei LSAPI_Reference_Manual_Linux.pdf ist das Programmierer-Handbuch zu LightScribe – kopiere es in deinen Dokumente-Ordner, falls Du planst, eigene LightScribe-Anwendungen zu entwickeln.
Alle anderen Dateien sind Packages für die Debian (.deb) und RedHat (.rpm) Paketmanager. Sie werden für die Installation von LightScribe auf den unterschiedlichen Systemen benötigt.
Wichtig:
Bevor die Basis-Installation erfolgt, muss zuerst eine Gruppe wheel
angelegt und die Benutzer, die später in der Lage sein sollen, CDs zu bedrucken, hinzugefügt werden. Ansonsten ist die Nutzung der im weiteren Verlauf genannten Programme nicht möglich!
sudo addgroup wheel sudo adduser BENUTZERNAME wheel newgrp
BENUTZERNAME
ist dabei durch den eigenen Benutzernamen zu ersetzen.
Installation auf 32-Bit Systemen (x32/i686)
Auf einem 32-Bit System verläuft die Installation von LightScribe nebst Anwender-Software relativ unspektakulär. Installiere zunächst das Basis-Paket mit dem Treiber und den Bibliotheken:
sudo dpkg --install lightscribe-1.18.27.10-linux-2.6-intel.deb
Anschließend kannst du die Anwender-Software installieren:
sudo dpkg --install lightscribeApplications-1.18.15.1-linux-2.6-intel.deb
sudo dpkg --install 4l_1.0-1_i386.deb
Es schadet nicht, anschließend für die sichere Verfügbarkeit der installierten Komponenten zu sorgen:
sudo apt install -f
sudo ldconfig
Nachdem wir nun Grundsystem und Anwendersoftware erfolgreich installiert haben, wird es Zeit für einen ersten Test. Rufe dazu den LaCie LightScribe Labeler in der Shell auf:
4L-gui
Das GUI ist intuitiv und weitgehend selbsterklärend. Templates können in den Formaten *.jpg, *.png, *.bmp und *gif mit einer Größe von 1200×1200 Pixeln als Graustufen-Bilder verarbeitet werden. Das Erstellen eigener Labels ist denkbar einfach. LightScribe Labeler sucht im Home-Verzeichnis des Users nach Vorlagen.
Das Sammelarchiv enthält den Ordner Artwork mit einigen hübsche Vorlagen. Kopiere sie in deinen Home-Ordner:
cp -R Artwork ~/username
Bei der Installation des Package lightscribeApplications-1.18.15.1-linux-2.6-intel.deb wurde unter /opt das Verzeichnis lightscribeApplications mit den Unterverzeichnissen common und SimpleLabeler erstellt. In common befinden sich die Qt4-Laufzeitkomponenten der Anwendung, im Verzeichnis SimpleLabeler findest du die Anwendung SimpleLabeler, ein einfaches Programm, mit dem du LightScribe-Rohlinge mit Text beschriften kannst. Testen wir auch dieses:
cd /opt/lightscribeApplications/SimpleLabeler
sudo ./SimpleLabeler
Aha! Das funktioniert so nicht! Du erhältst die Fehlermeldung:
./SimpleLabeler: error while loading shared libraries: libpng12.so.0: cannot open shared object file: No such file or directory
Offenbar fehlt uns eine Systembibliothek? Nö, dem ist nicht so! Allerdings liegt die libpng unter Debian 12 in der Version 1.6 – und nicht, wie gefordert, in der Version 1.2 vor. Abhilfe schafft ein symbolischer Link:
cd /usr/lib/i386-linux-gnu
ln -s libpng16.so libpng12.so.0
cd /opt/lightscribeApplications/SimpleLabeler
sudo ./SimpleLabeler
Löppt! Zwar beschwert sich Linux mit der Warnung
libpng warning: Application built with libpng-1.2.5 but running with 1.6.39
aber das können wir getrost vernachlässigen.
Um SimpleLabeler ohne Umstände aus jedem Verzeichnis in einer Shell starten zu können, ändert man zunächst den Benutzer für den Pfad /opt/lightscribeApplications und fügt dann noch ein paar Zeilen zur Datei .bashrc im Home-Verzeichnis des jeweiligen Benutzers ein:
# LightScribe Pfad globalisieren sudo chown -R BENUTZERNAME:wheel /opt/lightscribeApplications nano ~/.bashrc
Hier trägt man nun am Ende der Datei das Folgende ein:
# LightScribe SimpleLabeler Pfad globalisieren export SLABELER=/opt/lightscribeApplications export PATH=$SLABELER:$SLABELER/common:$SLABELER/common/Qt:$PATH export PATH=$SLABELER/SimpleLabeler:$SLABELER/SimpleLabeler/content:$PATH export PATH=$SLABELER/SimpleLabeler/content/html:$SLABELER/SimpleLabeler/content/images:$PATH export PATH=$SLABELER/SimpleLabeler/plugins/accessible:$PATH alias slabeler='sudo /opt/SimpleLabeler/SimpleLabeler'
Melde dich anschließend in der Shell ab und starte sie neu oder gib direkt den folgenden Befehl ein:
source ~/.bashrc
Du kannst nun den LightScribe SimpleLabeler in der Shell direkt oder über seinen Alias starten:
# Direkt: sudo SimpleLabeler # via Alias: slabeler
Um die Qualität des Kontrastes der Labels für die LightScribe-Programme zu beeinflussen, musst du das folgende Script ausführen:
sudo /usr/lib/lightscribe/elcu.sh
Du wirst nun nach einem Wert für den erweiterten Kontrast gefragt:
- 1 – schaltet den verstärkten Kontrast ein, die Dauer des Brennvorgangs erhöht sich drastisch.
- 2 – schaltet den verstärkten Kontrast ab, kürzerer Brenndauer
Hinweis: Um den Kontrastwert wieder zu verändern, rufst du das Script einfach erneut auf.
Somit können wir nun CD- und DVD-Labels brennen und hätten die Installation von LightScribe für den Durchschnittsanwender auf einer x32/i686-Architektur eigentlich schon gemeistert. Spannend wir es noch einmal, wenn auch das LightScribe SDK für Programmierer installiert werden soll – dieses liegt uns nämlich nur als RedHat-Paket vor und muss vor der Verwendung auf einem Debian-System erst umgewandelt werden. Hierzu installieren wir zunächst das Paket alien:
sudo apt install alien -y
Installation des LightScribe SDK
# Im ersten Schritt konvertieren wir das LightScribe SDK von # RedHat-Paket-Format in das Debian-Paket-Format: sudo alien lightscribePublicSDK-1.18.6.1-linux-2.6-intel.rpm # Im zweiten Schritt installieren wir das soeben erstellte Paket: sudo dpkg -i lightscribepublicsdk_1.18.6.1-1_amd64.deb #...und zack! Es hagelt Fehlermeldungen: Entpacken von lightscribepublicsdk (1.18.6.1-1) ... lightscribepublicsdk (1.18.6.1-1) wird eingerichtet ... chown: Zugriff auf '/usr/share/doc/lightscribe-sdk/docs/LSAPI_Reference_Manual.pdf' nicht möglich: Datei oder Verzeichnis nicht gefunden chown: Zugriff auf '/usr/share/doc/lightscribe-sdk/linux_public_SDK_license.rtf' nicht möglich: Datei oder Verzeichnis nicht gefunden chown: Zugriff auf '/usr/share/doc/lightscribe-sdk/sample/lsprint/lsprint.cpp' nicht möglich: Datei oder Verzeichnis nicht gefunden dpkg: Fehler beim Bearbeiten des Paketes lightscribepublicsdk (--install): »installiertes post-installation-Skript des Paketes lightscribepublicsdk«-Unterprozess gab den Fehlerwert 1 zurück Fehler traten auf beim Bearbeiten von: lightscribepublicsdk
Was also tun? Das Problem besteht darin, dass verschiedene Dateien nicht entpackt werden konnten – sie liegen aber als gzip-Archive in den angegebenen Verzeichnissen! Die Lösung mutet etwas umständlich an, funktioniert aber hervorragend:
# 1. Fehler 1 beseitigen: cd /usr/share/doc/lightscribe-sdk/docs/ sudo gzip -d LSAPI_Reference_Manual.pdf.gz # 2. Fehler 2 beseitigen: cd /usr/share/doc/lightscribe-sdk/ sudo gzip -d linux_public_SDK_license.rtf.gz # 3. Fehler 3 beseitigen: cd /usr/share/doc/lightscribe-sdk/sample/lsprint/ sudo gzip -d lsprint.cpp.gz # 4. Fehlerhafte Installation in der Installationsdatenbank bereinigen: sudo apt install -f
Installation auf 64-Bit Systemen (x64/amd64)
Die Packages für LightScribe entstammen noch aus einer Zeit, in der 32-Bit Systeme die Regel waren und funktionieren dementsprechend auch nur mit einer 32-Bit Architektur. Unter Debian 12 64-Bit musst du also zunächst eine zusätzliche 32-Bit Umgebung (multi-arch) installieren:
sudo dpkg --add-architecture i386 sudo apt update && sudo apt upgrade -y sudo apt install multiarch-support binutils-multiarch gdb-multiarch arch-test alien
Überprüfe nun, welche Architekturen dir zur Verfügung stehen:
dpkg --print-foreign-architectures
sollte i386
ausgeben.
Installation des Basis-Systems
sudo dpkg -i --force-architecture lightscribe-1.18.27.10-linux-2.6-intel.deb sudo cp /usr/lib/liblightscribe.so /usr/lib32/ sudo cp /usr/lib/liblightscribe.so.1 /usr/lib32/ ldconfig
Installation der Anwender-Software
# Fehlende Bibliotheken und Abhängigkeiten installieren: sudo apt install libxi6:i386 sudo apt install libxrender1:i386 sudo apt install libxrandr2:i386 sudo apt install libxcursor1:i386 sudo apt install libxinerama1:i386 sudo apt install libfreetype6:i386 sudo apt install libfontconfig1:i386 sudo apt install libpng16-16:i386 sudo apt install libsm6:i386 sudo apt install -f # Bibliotheken anpassen cd /usr/lib/i386-linux-gnu sudo ln -s libpng16.so.16.39.0 libpng12.so.0 sudo ldconfig # Anwender-Software installieren: sudo dpkg -i --force-architecture lightscribeApplications-1.18.15.1-linux-2.6-intel.deb sudo dpkg -i --force-architecture 4l_1.0-1_i386.deb # Anwendungen testen: 4L-gui /opt/lightscribeApplications/SimpleLabeler/SimpleLabeler
Installation des LightScribe SDK
# Im ersten Schritt konvertieren wir das LightScribe SDK von # RedHat-Paket-Format in das Debian-Paket-Format: sudo alien --target=amd64 lightscribePublicSDK-1.18.6.1-linux-2.6-intel.rpm # Im zweiten Schritt installieren wir das soeben erstellte Paket: sudo dpkg -i --force-architecture lightscribepublicsdk_1.18.6.1-1_amd64.deb #...und ding-dong! Wieder hagelt Fehlermeldungen: Entpacken von lightscribepublicsdk (1.18.6.1-1) ... lightscribepublicsdk (1.18.6.1-1) wird eingerichtet ... chown: Zugriff auf '/usr/share/doc/lightscribe-sdk/docs/LSAPI_Reference_Manual.pdf' nicht möglich: Datei oder Verzeichnis nicht gefunden chown: Zugriff auf '/usr/share/doc/lightscribe-sdk/linux_public_SDK_license.rtf' nicht möglich: Datei oder Verzeichnis nicht gefunden chown: Zugriff auf '/usr/share/doc/lightscribe-sdk/sample/lsprint/lsprint.cpp' nicht möglich: Datei oder Verzeichnis nicht gefunden dpkg: Fehler beim Bearbeiten des Paketes lightscribepublicsdk (--install): »installiertes post-installation-Skript des Paketes lightscribepublicsdk«-Unterprozess gab den Fehlerwert 1 zurück Fehler traten auf beim Bearbeiten von: lightscribepublicsdk
Die Lösung kennst du bereits aus dem Abschnitt zur Installation auf 32-Bit Systemen:
# 1. Fehler 1 beseitigen: cd /usr/share/doc/lightscribe-sdk/docs/ sudo gzip -d LSAPI_Reference_Manual.pdf.gz # 2. Fehler 2 beseitigen: cd /usr/share/doc/lightscribe-sdk/ sudo gzip -d linux_public_SDK_license.rtf.gz # 3. Fehler 3 beseitigen: cd /usr/share/doc/lightscribe-sdk/sample/lsprint/ sudo gzip -d lsprint.cpp.gz # 4. Fehlerhafte Installation in der Installationsdatenbank bereinigen: sudo apt install -f
64-Bit Troubleshooting
Auf 64-Bit Systemen kann es schon mal vorkommen, dass du über diesen Fehler stolperst:
error while loading shared libraries: liblightscribe.so.1: cannot open shared object file: No such file or directory
Die Lösung für dieses Problem besteht darin, die Dateien liblightscribe.so und liblightscribe.so.1 von /usr/lib nach /usr/lib32 zu kopieren. Eben drum haben wir diesen Schritt gleich bei der Installation des Basis-Systems bereits durchgeführt!
So, das war’s dann soweit. Ich hoffe, du konntest etwas mit meinem Tutorial anfangen und hattest Spaß!
Findest du diesen Artikel hilfreich? Dann freue ich mich über einen kleinen Obolus für meine Rohling-Kasse. Besten Dank! 🙂