Im ersten Teil des Tutorials klären wir, wie man Akkorddiagramme und Tabulaturen richtig liest. Das Tutorial arbeitet mit Gitarrentabulaturen und Akkorddiagrammen, um dir Lerninhalte bildhaft zu vermitteln.
Akkorddiagramme
In der Musik ist ein Akkorddiagramm (auch Griffbrettdiagramm oder Fingerdiagramm genannt) ein Diagramm, das die Griffweise eines Akkords auf Saiteninstrumenten mit Bünden anzeigt und eine schematische Ansicht des Griffbretts mit Markierungen für die Bünde zeigt, die beim Spielen des Akkords gedrückt werden sollten. Ein Beispiel:
Über dem Diagramm steht die Akkordbezeichnung
(hier: Am für A moll)
Der dicke, schwarze Balken kennzeichnet den Sattel der Gitarre
(= Bund 0). Oberhalb wird notiert, ob eine Saite leer angespielt (Zeichen: O) oder nicht angespielt (Zeichen: X) werden darf.
Die Balken des Gitters stellt die Kombination aus Bünden und Saiten dar, wobei horizontale Balken die Bünde und vertikale Balken die Saiten des Griffbretts symbolisieren.
Ein Akkorddiagramm muss nicht zwingend im 1. Bund beginnen! Wenn weiter zum Gitarrenkorpus hin gegriffen werden soll, dann steht auf der linken Seite des Diagramms eine Zahl, welche angibt ab welchem Bund das Diagramm gültig ist. Beispiel: Links ist eine „3“ notiert, alle gezeigten schwarzen Punkte (Griffmarken) sind ab dem 3. Bund zu greifen.
Die Saiten sind von links nach rechts so dargestellt, als ob du von oben auf die Gitarre schauen würdest: Tiefes E – A – D – G – B (H) – hohes E. Den in Deutschland gebräuchlichen Ton „H“ gibt es in der internationalen Notation nicht – er wird durch das „B“ repräsentiert. Ein Merksatz für die Gitarrensaiten in Standardstimmung ist: Ein Anfänger der Gitarre bringt Einsatz.
Exkurs: Die Bundstäbchen des Griffbretts unterteilen die Mensur in Halbtonschritte. Wenn man beispielsweise die E-Saite leer (ungegriffen) anschlägt, so hat man den Ton E. Greift man sie im 1. Bund, so erklingt der Ton F, im 2. Bund ein F# (Fis) und im 3. Bund erhält man den Ton G, usw. (vergleiche: Chromatische Tonleiter).
Die schwarzen Punkte auf den Saiten zeigen an, in welchem Bund eine Saite gegriffen werden soll und die Zahlen unterhalb des Gitters geben an, mit welchem Finger der Greifhand die jeweilige Saite zu greifen ist. Dabei sind die Finger der Greifhand wie folgt belegt:
T – Daumen
1 – Zeigefinger
2 – Mittelfinger
3 – Ringfinger
4 – kleiner Finger
Für unser Beispiel bedeutet das: Die tiefe E-Saite wird nicht angeschlagen (Zeichen: X), wohl aber die ungegriffenen Saiten A und das hohe E (Zeichen: O). Der Zeigefinger (1) greift die B-Saite im 1. Bund. Der Mittelfinger (2) greift die D-Saite im 2. Bund. der Ringfinger (3) greift die G-Saite im 2. Bund.
Eine weitere Möglichkeit, um Akkordbilder zu notieren besteht darin, das Griffbild einfach der Reihe nach aufzuschreiben. Für den Akkord A moll würde das so aussehen: X02210. Diese Art der Illustration findest du gelegentlich bei der Suche nach Songs im Internet.
Das Tabulatursystem
Die Tabulatur oder Griffzeichenschrift ist in der Musik eine Art der Notation für Musikstücke. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurden Tabulaturen dazu erfunden, mehrere Stimmen polyphoner Vokalmusik für ein Instrument zusammenzuschreiben, zu tabulieren. Ihren Ursprung hat die Tabulatur-Schreibweise in den alten Lautenwerken des Mittelalters und der Renaissance. Tabulaturen für die Gitarre wurden in den späten 70er Jahren durch Musiker wie Peter Bursch oder Stefan Grossman sehr beliebt bei Lernenden, da sie im Gegensatz zur klassischen Notation vergleichsweise leicht und intuitiv zu lesen sind.
Dieses Tutorial verwendet eine erweiterte Gitarrentabulatur, die sich aus einer Kombination der populären Gitarrentabulatur und einem klassischen Notensystem zusammensetzt. Das bietet u.a. den Vorteil, die Dauer von Tönen und Pausen – und somit die Rhythmik eines Songs – genauer darstellen zu können:
Wie liest man nun diese Tabulatur?
Keine Furcht – das sieht komplizierter aus, als es ist. Betrachten wir uns zunächst nur den unteren Teil (TAB): Er besteht aus sechs Linien, auf denen teilweise Zahlen notiert sind. Diese Linien repräsentieren, von unten nach oben gelesen, die Saiten der Gitarre: E-A-D-G-B-E. Steht eine Zahl auf einer dieser „Saiten“, so gibt das Auskunft darüber in welchem Bund sie zu greifen und anzuspielen ist. Die „0“ steht dabei für das Anschlagen einer „leeren“ Saite (ungegriffen), eine „1“ repräsentiert den 1. Bund, eine „2“ den 2. Bund, usw.
Eine Akkordbezeichnung über der Tastatur korrespondiert mit dem jeweiligen dargestellten Akkorddiagramm im Kopfbereich des Stückes und gibt so gleich auch an, wie gegriffen werden soll – das zeigt sich dementsprechend wiederum bei den Zahlen innerhalb der Tabulatur.
Eine Tabulatur teilt sich in Takte ein – bei mehrtaktigen Tabulaturen verläuft für jeden weiteren Takt ein senkrechter Strich durch die Tabulatur. Über diesem Strich findet sich die Nummer des jeweiligen Taktes.
Die senkrechten Striche unterhalb von Zahlen auf der Tabulatur repräsentieren die Tondauer einer Note. Dazu gleich mehr.
Direkt über dem TAB-Bereich können weitere Zeichen für Spielanweisungen stehen. Im vorliegenden Fall haben wir im 1. Takt hier gleich über dem gegriffenen Akkord das Zeichen für einen Abschlag. Es gibt an, dass die markierten Saiten von oben nach unten anzuschlagen sind.
Der Notenbereich oberhalb des TAB-Bereichs beginnt mit dem sogenannten Violinschlüssel und einer Rhythmusangabe (hier: 4/4-Takt).
Ein Notensystem ist eine Gruppe von waagerechten, gleichabständigen und parallelen Linien, das in der westlichen Notation der Musik ein Raster für die Notation der Tonhöhe zur Verfügung stellt. Die Notenzeichen werden auf einer Linie oder in einem Linienzwischenraum platziert. Durch den Notenschlüssel wird jeder Linie und jedem Zwischenraum des Notensystems eine bestimmte Tonstufe zugeordnet. Außerhalb der Linien können Noten mittels Hilfslinien notiert werden. Die Notenlinie und auch die Zwischenräume werden von unten nach oben durchnummeriert. Die erste Linie ist also die unterste. Im vorliegenden Beispiel wurde der Violinschlüssel (auch: G-Schlüssel) verwendet. Er umkreist die zweite Notenlinie von Unten – auf dieser liegt nun der Ton G.
Vor den einzelnen Noten findest du gelegentlich Angaben, mit welchem Finger der Greifhand ein Bund gegriffen werden und/oder mit welchem Finger der Spielhand die jeweilige Saite angeschlagen werden soll. Dabei gilt für die Greifhand die bereits erwähnte Nomenklatur:
T – Daumen
1 – Zeigefinger
2 – Mittelfinger
3 – Ringfinger
4 – kleiner Finger
Für die Spielhand gilt:
p – Daumen (pulgar, Pollex)
i – Zeigefinger (indice, Index)
m – Mittelfinger (media, Medius)
a – Ringfinger (anular, Anularius)
c – kleiner Finger (minima, Minimus)
(Ich gehe im Kurs davon aus, dass du RechtshänderIn bist. Als LinksHänderIn sind Greif- und Spielhand natürlich seitenvertauscht zu betrachten)
Die Noten selbst geben die Tonhöhe und die Tondauer in Relation zum Spieltempo (notiert als Hinweis oberhalb des Notensystems) an. Das werden wir uns später noch genauer betrachten. Vorab sei schon mal gesagt, dass wir grundsätzlich mit den folgenden Notenwerten arbeiten werden:
- Ganze Note – leerer Kopf ohne Hals, erklingt über einen ganzen Takt
- Halbe Note – leerer Kopf mit Hals, erklingt über einen halben Takt. Zwei halbe Noten passen in einen Takt, wenn keine weiteren Noten bestehen
- Viertelnote – gefüllter Kopf mit Hals, erklingt über ein Viertel des Taktes. Vier Viertelnoten passen in einen Takt, wenn keine weiteren Noten bestehen
- Achtelnote – gefüllter Kopf mit Hals und einem Fähnchen, erklingt über ein Achtel des Taktes. Acht Achtelnoten passen in einen Takt, wenn keine weiteren Noten bestehen
- Sechzehntelnote – gefüllter Kopf mit Hals und zwei Fähnchen, erklingt über ein Sechzehntel des Taktes. Sechzehn Sechzehntelnoten passen in einen Takt, wenn keine weiteren Noten bestehen
- Eine ganze Note ist gleich lang wie zwei halbe Noten oder vier Viertelnoten oder acht Achtelnoten, eine halbe Note lässt sich in zwei Viertelnoten oder vier Achtelnoten teilen, eine Viertelnote entspricht zwei Achtelnoten oder vier Sechzehntelnoten, usw.
Sowohl der Noten- als auch der TAB-Bereich können weitere Zeichen enthalten (später mehr dazu). In der vorliegenden Tabulatur haben wir beispielsweise wiederholende Klammern (Doppelstrich mit folgendem Doppelpunkt rechts oder links): Alles innerhalb dieser Klammern wird so oft wiederholt, wie es durch die Zahl über der schließenden Wiederholungsklammer angegeben ist. Ist dort keine Zahl notiert, so gilt die Klammerung für eine Wiederholung (zweimaliger Durchlauf).
Im nächsten Kapitel betrachten wir uns Noten, Pausen, verschiedene Taktarten und weitere Spielanweisungen innerhalb der Tabulatur.
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