Elon’s Pappa

Habt ihr euch schon mal gefragt, warum ein Mann 44 Billionen Dollar für eine Social Media Plattform ausgibt? Er hätte sich für dieses Geld mehrere Dörfer im malerischen Thüringen kaufen können, zusammen mit Einwohnern oder einen Fußballverein. Warum ausgerechnet ein soziales Netzwerk? Welche psychologischen Ursachen stehen hinter dieser Fokussierung auf free speech?
Laut Plutarch ist Reichtum der größte Prüfstein des Charakters. Die Wurzeln der Eltern sind die Äste der Kinder, sagt der Volksmund und wenn man Musks Vater zuhört, so soll die Familie Musk schon immer Außergewöhnliches geleistet haben und Elon nur ein weiteres Mitglied dieser Familie sein. Ein sehr wichtiges Detail, wie ich finde. Es kann sein, dass der kleine Elon auf diese Art und Weise von seinem starken, wortgewandten Vater behandelt wurde. „Sprich, wenn du gefragt wird“, „Du hast hier nichts zu sagen“, „Verdiene du mal dein Geld, und dann reden wir mal.“ Das Resultat (diese psychologische Hypothese möchte ich aufstellen): ein Vaterkomplex und eine hysterische (histrionische) Persönlichkeitsstörung.
Ein Vaterkomplex entsteht also bei einer ambivalenten Bindung zu einem dominanten, kritischen und gleichzeitig emotional abwesenden Vater, und wenn man Pech hat, kommt eine kleine, histrionische Persönlichkeitsstörung dazu. Ihre Merkmale sind das Bedürfnis zu provozieren und um jeden Preis im Mittelpunkt zu stehen, als versuche man die fehlende, väterliche Zuwendung von der Welt zu bekommen. Und da wären wir auch schon beim Twitter. Vielleicht ist Twitter für Musk mehr als eine Investition. Hier wird er endlich gehört, hier hat er das letzte Wort, hier wird er ernst genommen, und wenn nicht (wie von manchen PolitikerInnen) dann schickt er Mobbing Tweets in die Welt, beleidigt einen Präsidenten nach dem anderen und findet sich cool dabei. Trotzdem hat ihm sein Vater nie zugehört. Life is a bitch (when you flirt with german nazis and call it free thinking.)
Text von Marjana Michailiwna Haponenko 

Realitätsverluste oder: Elon & Alice im Wunderland

AfD-Fans zeigen sich enttäuscht vom „Dampfgeplauder“, andere sind entsetzt.
Frau Weidel erklärt Herrn Musk ihre Welt und schildert das Leben in Deutschland in düsteren Farben.
– Angela Merkel (CDU) habe „unser Land ruiniert“ und sei damit zur „ersten grünen Kanzlerin“ Deutschlands geworden
– die CDU sei eine links-grüne Partei
– das Bildungssystem in Deutschland sei eine „woke, linke, sozialistische Agenda“
– Hitler sei ein Kommunist gewesen und es sei falsch ihn als rechts und konservativ zu beschreiben
– die Meinungsfreiheit einzuschränken sei Grundlage des Erfolgs auch schon bei Hitler gewesen
– die Bundesregierung hätte im Ukraine-Krieg „keinen Plan“ und würde keine roten Linien kennen
– die einzige Schutzmacht für Juden sei die AfD in Deutschland
– Deutschland brauche mehr Atomkraftwerke
– die AfD sei rechts konservativ und alleinig in der Lage Deutschland zu retten
Fazit: wie nicht anders zu erwarten ein Versuch die verqueren Ansichten der Frau Weidel bei ihren Anhängern zu vertiefen. Ausgelegt auf eine weit höhere Teilnehmerzahl war die Einschaltquote auf dem Höhepunkt mit gut 200.000 sichtbaren Nutzer weltweit, für die Protagonisten wohl eher enttäuschend.
Link zum Artikel der FAZ:

Vom queren Denken

Es war mal eine intellektuell Auszeichnung, als Querdenker angesehen zu werden. Beim Denken ist es nämlich gut, wenn man sich nicht auf ausgetretenen Pfaden bewegt. Kein Schachspieler auf dieser Welt würde so vorgehen – oder mit einer ELO-Zahl im 10er Bereich nur noch Turniere auf der Demenzstation austragen.

Um quer zu denken, muss man alle geraden Pfade berücksichtigen und die Gemeinsamkeiten erkennen können, ohne linear am Weg fest zu halten. Um quer zu denken, muss man frischen Wind in sein Hirnkastl lassen und diesen vom abgestandenen Pups ewiggestriger Instinkte unterscheiden können. Querdenken erfordert Fakten und realitätsbezogene analytische Fähigkeiten. Und man braucht Phantasie und Kreativität.

Spätestens seit Corona ist der Begriff ein Synonym für faktenresistente youtube-Academy-Absolventen, denen es zwar nicht an Phantasie mangelt, dafür aber am Realitätssinn. Die Anwärter auf die youtube-Academy sind die mit der „Schule des Lebens“ als Bildungsnachweis auf ihrem Soschel Mierda Kanal. Dabei zeichnen sich sowohl der vorakademische, als auch der akademische Grad dieser besonderen Bildungsbürger vor allem durch die besondere Fähigkeit, eigene Realitäten zu erschaffen aus. Nicht selten gehört der Querdenker heute einer als heimelig hochstilisierten, braunen Vergangenheitsversessenheit an und: Er möchte ernst genommen werden.

Schade, aber Wünsche gehen nicht immer in Erfüllung.