Um Gitarre spielen zu lernen, brauchst du natürlich auch erst mal ein Instrument. Ich möchte dir ausdrücklich keine Kaufberatung anbieten – damit bist du bei einem niedergelassenen Musikalienfachhändler besser aufgehoben, denn dort kannst du verschiedene Modelle direkt in die Hand nehmen und dir ihre Vorzüge erklären lassen. Wenn du dir das allein nicht zutraust, dann bitte deinen Gitarrenlehrer oder einen erfahrenen Gitarristen aus deinem Bekanntenkreis, dich zum Musikfachgeschäft zu begleiten.
Gitarren gibt es in den verschiedensten Ausführungen und Preisklassen. Grundsätzlich unterscheidet man grob in akustische Gitarren mit Nylon- (klassische Gitarre) oder Stahlsaiten (Westerngitarre) und E-Gitarren. Die Wahl deiner Gitarre hängt davon ab, ob du bereits eine Vorstellung davon hast, für was du sie verwenden möchtest. Wenn du von vornherein weißt, dass du E-Gitarre spielen möchtest, dann ist die Sache ohnehin klar und es geht nur noch um das Modell und das benötigte Zubehör. Falls Du gern klassische Musik und Fingerpicking machen möchtest, ist’s auch klar – du wirst dich für eine Klassikgitarre entscheiden. Für Folk, Blues, Balladen, Plektrumspiel und Fingerpicking eignet sich allgemein eine Westerngitarre besser.
Falls du noch unentschlossen bist, würde ich dir immer zu einer Westerngitarre raten. Das alte Vorurteil, nach dem Stahlsaitengitarren mit ihrer kräftigeren Saitenspannung für einen Einsteiger unnötiger Quälkram sind, ist längst überholt. Inzwischen gibt es auch für Westerngitarren „weiche“ Saiten, die trotzdem gut klingen. Dein Musikalienhändler kann dir mehr dazu sagen.
Eine weitere Überlegung, die du anstellen solltest ist, ob deine neue Gitarre über ein eingebautes Tonabnehmersystem für Aufnahmen verfügen soll! Viele gehobene Einsteigermodelle werden bereits mit einem eingebauten System geliefert – am besten lässt du dich hierzu beraten.
Das A und O beim Gitarrenkauf ist Qualität. Das muss sich nicht unbedingt im Preis niederschlagen, sondern kommt auf die Verarbeitung des Instruments an. Eine gute akustische Gitarre hat folgende Merkmale:
- gute Bespielbarkeit – die Saitenlage sollte angemessen flach eingestellt sein und die Saiten dürfen beim Spiel nicht „schnarren“. Ein Indiz für eine gute Saitenlage ist der Abstand zwischen den Saiten und dem Gitarrenhals im 12. Bund: Er sollte maximal gerade so hoch sein, dass man 1 1/2 Ein-Euro-Stücke flach drunter schieben könnte. Die Breite des Griffbrettes sollte ebenfalls zur Länge und Beweglichkeit deiner Finger passen.
An den Rändern des Gitarrenhalses soll nichts überstehen und niemals sollen Grade von schlecht abgebündeten Bundstäbchen tastbar sein. Wenn du mit dem Finger seitlich auf Höhe der Bundstäbchen rechts und links am Hals entlangfährst, dann muss sich das glatt anfühlen – auf keinen Fall solltest du irgendwo hängenbleiben. - guter Klang – eine akustische Gitarre soll voll und „silbrig“ klingen und ein möglichst langes Sustain haben, also lange nachklingen. Das Verhältnis von tiefen und hohen Tönen zueinander sollte ausgewogen und definiert klingen.
- Bundreinheit – in den einzelnen Bünden gegriffene Saiten sollen in dem für den jeweiligen Bund vorgesehen Ton erklingen. Du kannst das mit einem chromatischen Stimmgerät überprüfen.
- Oktavreinheit – damit verhält es sich ähnlich wie mit der Bundreinheit: Eine im 12. Bund gegriffene Saite sollte dem Ton der leer angeschlagenen Saite entsprechen – nur eben um eine Oktave höher. Auch das kannst du mit einem chromatischen Stimmgerät überprüfen.
- Stimmstabilität – die Saiten dürfen sich (nach dem Einspielen) beim Spiel nicht mehr schnell und leicht verstimmen. Bei diesem Qualitätsmerkmal kommt es auf die Güte der verbauten Mechaniken an.
- zu guter Letzt sollen die Länge des Gitarrenhalses und die Größe des Gitarrenkorpus möglichst gut mit deinem eigenen Körperbau harmonieren.
Oft hat man ja irgendwo noch eine alte Klampfe rumstehen oder bekommt ein ungeliebtes Instrument von Freunden zur Verfügung gestellt. Das muss nicht unbedingt schlecht sein – aber prüfe in diesem Fall unbedingt die Qualitätsmerkmale und lasse das Instrument gegebenenfalls fachkundig instand setzen.
Meiner Erfahrung nach ist es gerade für Einsteiger enorm wichtig, auch beim ersten Instrument schon auf gute Qualität zu achten! Schlechte Instrumente erschweren dir Lernerfolge und vermiesen dir schnell die Lust am Üben.
Wenn es dir finanziell möglich ist, plane bummelig wenigstens 300 bis 500 € für den Kauf deiner neuen ersten Gitarre ein. Alternativ kannst du dich auch zu guten Gitarrenmodellen schlau machen und dir kostengünstig ein gebrauchtes Instrument anschaffen – was zählt, ist nur die Qualität.
Der Aufbau einer Gitarre
Der grundsätzliche Aufbau einer akustischen Gitarre umfasst Korpus, Hals und Kopf.
Der Korpus setzt sich aus der Decke, den Zargen und dem Boden (nicht abgebildet) zusammen und ist maßgeblich an der Klangerzeugung beteiligt. Auf ihm sitzt der Steg, über den die Saiten geführt werden. Er überträgt die Schwingungen der Saiten auf die Decke, die wiederum den gesamten Korpus in Schwingung versetzt. Die Saiten werden mit herausnehmbaren Pins in ihren Löchern gehalten. Bei manchen Modellen ist auf der Decke ein Schlagbrett als Schutz vor Kratzern beim Plektrumspiel aufgeklebt.
Der Hals besteht aus mehreren durch Bundstäbchen getrennte Bünde und geht in den Kopf über. Dabei laufen die Saiten über den Sattel zu den Mechaniken und lassen sich mittels der zugehörigen Stimmwirbel stimmen.
Der zwischen dem Sattel und dem Schallloch liegende Anteil des Gitarrenhalses wird als Griffbrett bezeichnet.
Westerngitarren verfügen in aller Regel über einen im Hals eingelassenen Stahlstab, den Truss Rod (nicht abgebildet), mit dem sich die Halskrümmung korrigieren und damit die Saitenlage verändern lässt. Das macht man mit einem passenden Inbusschlüssel durch leichteste (!) Drehung der Stellschraube entweder im Korpus oder der Kopfplatte der Gitarre. Als Einsteiger lasse von solchen Arbeiten besser die Finger.
Die Gitarre wird in Standard-Stimmung (es gibt auch Andere!) von Links nach Rechts auf die folgenden Töne gestimmt:
- Saite: tiefes E
- Saite: A
- Saite: D
- Saite: G
- Saite: B (deutsch: H)
- Saite: hohes E
Verwende zum Stimmen am Einfachsten ein Stimmgerät!
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