Im Rahmen meines kostenlosen Tutorials „Grundkurs Gitarre“ möchte ich dir einige nützliche Tools für Musiker vorstellen, die dich beim Lernen unterstützen können.
Tabulatur-Editoren / Notensatzprogramme
Tabulatur-Editoren bieten dir nicht nur die Möglichkeit, eigene musikalische Ideen festzuhalten, sondern können dich auch aktiv beim Üben unterstützen! Alle besitzen ein eingebautes Metronom und bei vielen von ihnen ist ein Feature verbaut, welches dir das Abspielen deiner Übungen in frei definierbaren Geschwindigkeiten erlaubt. Das ist ungemein praktisch, weil du so neuen Stoff sehr langsam üben kannst. Sobald der Stoff dann „sitzt“, steigerst du dein Tempo bis zur Zielgeschwindigkeit.
Hinweis: Registrierten Benutzern meines Blogs steht das Kursmaterial in Form von Dateien für die gängigen Tabulatur-Editoren als Download zur Verfügung!
Guitar Pro ist vermutlich der Stern am Himmel der Tabulatur-Software. Guitar Pro kommt mit einer aufgeräumten, intuitiv zu bedienenden Benutzeroberfläche daher, ist dabei aber trotzdem sehr umfangreich und mächtig. Das kommerziell vertriebene Programm gibt es auch in einer kostenlosen Demo-Version für PC und Mac, die für das Laden des Unterrichtsmaterials zu unserem Grundkurs Gitarre ausreichend ist. Mit etwas Know-How lässt sich Guitar Pro mit Hilfe von WINE auch unter Linux installieren. Die Demo-Version lässt sich bei Bedarf durch den Kauf einer Lizenz zur Vollversion freischalten. Ich selbst verwende das Programm, um Unterlagen für meine Gitarren-Tutorials zu generieren – und natürlich zum Üben.
MuseScore ist eine kostenlose, ebenfalls sehr mächtige Alternative zu Guitar Pro und läuft unter Windows, Linux und OS X. Unter Windows gestaltet sich die Installation etwas hakelig und erfordert außerdem die (kostenlose) Registrierung beim Anbieter.
TuxGuitar ist ein quelloffenes, kostenloses Tabulatur-Programm für Linux und Windows. Es kann Dateien von Guitar Pro (bis Version 5), TablEdit und Power Tab laden und wiedergeben. Um TuxGuitar verwenden zu können, muss ein Java Runtime Environment (JRE) auf deinem Rechner installiert sein.
Recording Software
Es ist (nach den ersten Wochen) auch für Einsteiger keine schlechte Idee, sich selbst beim Üben und Spielen aufzunehmen und das Gespielte in Ruhe anzuhören. So kannst du Patzer im Nachgang leicht identifizieren und deinen Übungsplan entsprechend anpassen. Für deine Aufnahmen brauchst du nicht zwingend gleich ein komplettes Homerecording Studio mit allen Glöckchen und Flöten.
Für einfache Aufnahmen führt eigentlich kein Weg an Audacity vorbei. Das Programm ist mächtig, kostenlos und steht für Windows, Linux und Mac OS X zur Verfügung. Die Arbeit mit Audacity ist denkbar einfach:
- Installiere und starte das Programm
- Wähle deine Soundkarte/den Treiber für Aufnahme und Wiedergabe
- Erzeuge eine Rhythmusspur (Klicktrack) passend zu dem Material, welches du aufnehmen möchtest
- Erzeuge eine weitere Spur für deine Aufnahme und aktiviere sie
- Starte die Aufnahme, spiel deinen Song und stoppe die Aufnahme, sobald du damit fertig bist.
- Speichere dein Werk. Wenn du möchtest, kannst du deinen Song auch gleich noch als MP3-Datei exportieren
Home Recording Studios / Digital Audio Workstations (DAW)
DAW sind sind sehr komplexe, einarbeitungsintensive Programme und für einen Einsteiger eigentlich der Overkill. Wenn du gerade erst angefangen hast mit dem Musikmachen würde ich dir dazu raten wollen, deine Zeit lieber in das Üben deines Instrumentes zu investieren.
Sobald du etwas sattelfester geworden bist und den Wunsch hegst, deine Künste professionell aufbereitet der Welt zur Verfügung zu stellen, kommst Du allerdings um eine DAW nicht herum. Der Markt hält hierfür, je nach Budget, verschiedene Programme vor:
Mein persönlicher Favorit unter den DAW ist ganz klar das kommerziell vertriebene PreSonus Studio ONE. Das Programm lässt kaum Wünsche offen und ist für den Einsatz im professionellen Rahmen konzipiert. Leider stellt PreSonus keine Testversion mehr zur Verfügung.
Cakewalk ist ein kostenlos erhältliches digitales Tonstudio, mit dem man durchaus arbeiten kann. Das Programm wird leider nicht mehr weiterentwickelt, aber es besteht noch Support. Für einfache Projekte mit Gitarre, Bass und Vokals erfüllt Cakewalk durchaus auch semiprofessionelle Ansprüche. Für den Download und die Installation ist eine Registrierung beim Hersteller erforderlich.
Auch LUNA ist kostenlos und mit dem Leistungsumfang von Cakewalk vergleichbar, verfolgt beim Aufnehmen aber einen anderen Ansatz. LUNA lässt sich durch den Erwerb einer Lizenz zu einer noch leistungsfähigeren Pro-Version upgraden.
Ardour ist eine DAW für Linux und Windows. Für Windows-Benutzer ist sie kostenpflichtig ab 1 € erhältlich, Linux-Benutzer können Ardour meist direkt über den Paketmanager ihrer verwendeten Distribution installieren. Ardour ist sehr mächtig, zeichnet sich allerdings nicht durch eine leichte Konfiguration und intuitive Benutzbarkeit aus.
GarageBand ist ein intuitiv zu bedienendes Tonstudio für Mac OS X und iOS, läuft also (leider nur) auf Apple Rechnern. Apple stellt GarageBand für seine Betriebssysteme kostenlos zur Verfügung.
Bitte behalte im Hinterkopf, dass du für professionelle Aufnahmen mit einer der erwähnten DAW auch ein niedriglatentes Audio-Interface (interne oder USB-Soundkarte) brauchen wirst!
Hardware
Die wohl wichtigste Hardware für Leute, die professionelle Aufnahmen erstellen und bearbeiten möchten, ist ein niedriglatentes Audio-Interface. Warum niedriglatent? Nun, die Signalkette bei Audioaufnahmen mit der Standard-Soundkarte am PC beherbergt einige Flaschenhälse, die zu einer verzögerten Wiedergabe führen. Das macht sich besonders dann bemerkbar, wenn man eine Audio-Spur einspielt, während gleichzeitig weitere Audio-Spuren wiedergegeben werden. Diese Verzögerungen liegen im Millisekundenbereich, führen aber trotzdem dazu, dass deine Aufnahme nicht mit den anderen Audio-Spuren synchron ist. Ein niedriglatentes Audio-Interface bringt eigene Signalprozessoren mit, die dem Rechner viel Arbeit abnehmen und so Verzögerungen auf ein nicht mehr hörbares Mindestmaß reduzieren.
Solche Audio-Interfaces gibt es wie Sand am Meer und in vielen Ausstattungsvarianten. Wichtig ist vor allem, dass ein solches Interface zu den Aufgaben passt, die du umsetzen möchtest! Wenn du z. B. Vocals oder dein Instrument mikrofoniert aufnehmen willst, dann sollte das Interface, neben dem standardmäßigen 6.3er Klinkensteckereingang über einen entsprechenden Mikrofon-Vorverstärker mit Phantomspeisung verfügen. Möchtest Du auch MIDI-fähige Geräte, wie z.B. ein Keyboard aufnehmen, dann sollte dein Interface natürlich auch MIDI-fähig sein. Weiter ist es auch noch wichtig, wie viele Instrumente du gleichzeitig anschließen möchtest. Für ein einzelnes Instrument genügt in der Regel ein kombinierter Klinken-/Mikrofoneingang. Wer für ein Projekt mehrere Instrumente oder eine ganze Band aufnehmen will und nicht immer umstecken und neu einpegeln möchte, der ist gut damit beraten, ein Interface mit mehreren Eingängen zu wählen. Schließlich sollte dein Interface auch noch über Ausgänge zum Abhören für den Anschluss von Nahfeld-Monitorboxen und einem Kopfhörer verfügen – das ist enorm wichtig beim Abmischen deiner Projekte.
Preislich beginnen gute Audio-Interfaces (Neuware) bei etwa 70 €, nach oben gibt es kaum Grenzen. Ein Vorteil beim Kauf von Neuware liegt, neben der Herstellergarantie, auch darin, dass oft die upgrade-fähige Sparversion einer Recording-Software und einige Plugins als Bundle beigelegt sind. Wenn du nicht unbedingt ein Bleeding-Edge-Modell haben willst, dann findest du viele gute Audio-Interfaces kostengünstig auch gebraucht auf den üblichen online-Handelsplattformen.
Ein gutes Mikrofon (oder mehrere!) ist in jedem Fall auch eine Überlegung zur Anschaffung wert – akustische Gitarrenaufnahmen klingen mikrofoniert meistens besser als Aufnahmen mit dem eingebauten Piezo-Tonabnehmer und wenn man Vocals aufnehmen möchte, dann kommt man um ein Gesangsmikrofon ohnehin nicht herum. Brauchbare Mikrofone für akustische Instrumente besitzen meist eine Nierencharakteristik und sind ab ca. 50 € zu haben.
Nahfeld-Monitorboxen und Kopfhörer werden sowohl für Aufnahmen, als auch zum Abmischen derselben benötigt. Wenn Du deine Gitarre mikrofoniert zu einem Backing-Track aufnimmst, dann rate ich dir zu einem geschlossenen Kopfhörersystem, um deine Gitarrenspur nicht mit anderen Schallquellen zu verunreinigen.
Ein Gitarrenverstärker ist zwar nicht unbedingt ein Must-Have für Akustik-Gitarristen und gleich garnicht für Einsteiger, aber mindestens doch ein Nice-To-Have. Der Markt bietet verschiedene gute Modelle für Akustik-Gitarren an. Einige davon lassen sich auch über Batterien betreiben und sind outdoor-tauglich, andere (wie z.B. der Positive Grid Spark 40 Amp) stellen gleichzeitig auch noch ein niedriglatentes Audio-Interface zur Verfügung.
Abschließend sei gesagt, dass ich hier weder umfassend beraten kann, noch irgendwelche Kaufempfehlungen aussprechen möchte. Die Qual der Wahl wird immer auch vom Geldbeutel und den persönlichen Bedürfnissen des Einzelnen bestimmt. Ich selbst arbeite mehr oder minder mit Budget-Lösungen und bin ganz zufrieden mit meinem Setup:
- Audio-Interfaces: Focusrite Scarlett i2i (second Generation) / Positive Grid Spark 40 Amp
- Mikrofone: Verschiedene Modelle von Lewitt und der Hausmarke vom großen T.
- Kopfhörer: Beyerdynamic DT 770 PRO (80 Ohm)
- Monitorboxen: günstige Nahfeldboxen von M-Audio
- DAW: PreSonus Studio ONE Pro v6
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Das sieht nach einem hohen Aufwand aus. Grundsätzlich würde ich noch auf folgendes eingehen. Audiointerface könnte auch ein kleines Mischpult sein.
Zu Latenz könnte man noch erwähnen das große Latenz rein für die Aufnahmen in DAW vernachlässigt werden kann. Wer aber sofort in das Signal über Monitorweg hören möchte braucht Latenzarme Technik
Zu Mikrofone noch den Hinweis zu Kondensator mit Phantomspeisung. Wer mit so einem Mikrophon liebäugelt benötigt auch wieder das passende Interface.
Das ganze von mir bitte als Idee sehen. Man sieht das sich bei allen Aussagen viel Mühe gegeben wurde um verständliche Aussagen zu treffen. Viel Wrfolg
Lieben Dank für deine Rückmeldung, Fabian! Ich überlege noch, ob und wie ich das Thema Latenz im Einsteigerkurs vertiefen möchte. 🙂